Spätestens seitdem der US-Konzern Amazon vor einiger Zeit angekündigt hat, sich verstärkt im Modebereich zu engagieren, ist die Branche in Aufruhr. Auch der deutsche Moderiese Zalando hat die Zeichen der Zeit erkannt und setzt nun auf ein neues Marketing-Konzept, um im Rennen um die Gunst der Kunden die Nase vorne zu haben. Die Antwort auf die Marktmacht des E-Commerce-Riesen sind dabei personalisierte Shops.
Personalisierte Outfits für Kunden
Der für seine Innovationskraft bekannte US-Konzern Amazon mischt in nahezu jeder E-Commerce-Branche mit. Zuletzt erregte das Unternehmen durch die Investition in seinen Service „Echo Look“ großes Aufsehen, zumal Amazon auf diese Weise auf Basis von Big-Data-Analysen personalisierte Outfits an seine Kunden verkaufen möchte. Dass dies ein ernster Vorstoß ist, liegt auf der Hand. Schließlich verfügt Amazon im Gegensatz zur deutschen Konkurrenz von Modomoto und Outfittery über eine enorme Finanzkraft und eine wesentlich tiefere Marktdurchdringung. Um den eigenen Marktanteil zu sichern und weiterhin vor allem auf dem europäischen Markt zu expandieren, investiert Zalando nun massiv in intelligente Algorithmen für die Konzeption individueller Online-Shops.
Vorstandsmitglied Rubin Ritter äußerte diesbezüglich gegenüber dem „Handelsblatt“ die Absicht, in den kommenden 12 bis 18 Monaten einen zweistelligen Millionenbetrag in künstliche Intelligenz investieren zu wollen. Ziel des Managements ist es, jedem Kunden sein ganz individuelles Produktangebot zu präsentieren, das explizit auf seinen Geschmack ausgerichtet ist. Um bei der Entwicklung der dahinterstehenden künstlichen Intelligenz voranzukommen, arbeiten derzeit gut 600 der rund 1.900 Tech-Mitarbeiter an der Personalisierung des Shopping-Erlebnisses.
Zalando: Höhere Umsätze durch Individualisierung
Mit diesem Schritt möchte das Modeunternehmen seinen Kunden ein individuelles Shopping-Erlebnis bieten, indem aus dem über 300.000 Artikel umfassenden Sortiment lediglich die Kleidungsstücke angezeigt werden, die den Vorlieben des Kunden entsprechen. Das Ziel ist klar: Höhere Umsätze durch Individualisierung und Service-Excellence. Erreicht werden soll dieser Zustand einerseits über umfassende Big-Data-Analysen und andererseits über die aktive Mitarbeit der Kunden. Beispielsweise plant Zalando, intelligente Chat-Bots einzusetzen, die direkt mit den Kunden in Kontakt treten und sich über ihre Kleidungsvorlieben erkundigen. Auf Basis dieser Daten werden schließlich die passenden Produkte aus dem Sortiment ausgewählt. Zudem soll es über die Zalando-App möglich sein, gesammelte Daten über Vorlieben zu bearbeiten, sodass auch neue Modetrends und die Veränderung des persönlichen Geschmacks berücksichtigt werden können und das System stets dynamisch bleibt.
Influencer sorgen für Authentizität der Werbekampagnen
Geht es nach dem Management, möchte der Konzern, der in der europäischen Modebranche derzeit einen Marktanteil von gut einem Prozent hat, künftig verstärkt auf Influencer Marketing setzen. Bekannte Gesichter aus Youtube und Co. sollen demnach für eine gesteigerte Authentizität der Werbekampagnen sorgen und die Kasse klingeln lassen. Das ausgegebene Umsatzziel ist jedoch ambitioniert, schließlich sollen sich die Umsätze von derzeit 4,5 Milliarden Euro pro Jahr bis ins Jahr 2020 hinein verdoppeln. Mit der strategischen Maßgabe „jedem Zalando-Kunden sein eigenes Zalando zu bieten und damit stets für die Zielgruppe relevant zu bleiben“ könnte der Konzern sein Ziel aber durchaus erreichen.