Der gebürtige Südafrikaner und Tech-Milliardär Elon Musk war schon immer eine polarisierende Figur. Mitverantwortlich waren auch immer wieder große Deals. Mit PayPal und Tesla sind hier nur einige zu nennen. Nun reiht sich mit dem sozialen Netzwerk Twitter ein weiterer Deal in diese Reihe ein.
Aber worum geht es dem reichsten Mann der Welt mit der 44 Milliarden Euro schweren Übernahme wirklich? Bereits jetzt werden Kritiker laut und warnen nicht nur vor einem finanziellen Flop, sondern auch vor einem Anschlag auf die Meinungsfreiheit.
„Ich kaufe mir mein eigenes Medium“ liegt im Trend
„Twitter hat außergewöhnliches Potenzial. Ich werde es freisetzen.“ Elon Musk ist nicht nur eine streitbare Figur, sondern auch ein Mann der großen Worte. Wie sonst sollte man die Äußerung Musks anlässlich der Übernahme des sozialen Netzwerks Twitter für die Rekordsumme von 44 Milliarden US-Dollar bezeichnen.
Besonders beeindruckend ist im Rahmen des Deals die Tatsache, wie einfach sich Musk bei der Übernahme durchgesetzt hat. Immerhin hat der mit Abstand reichste Mann der Welt einen beträchtlichen Teil seines Vermögens von 264 Milliarden US-Dollar in das 217 Millionen Nutzer „leichte“ Netzwerk investiert. Allerdings ist der Investor mit seiner Übernahme in bester Gesellschaft. Medien sind gerade unter den „großen Investoren“ gefragt.
Allem voran stehen Amazon-Gründer Jeff Bezos mit dem Kauf der Washington Post, Pharmamilliardär Patrick Soon-Shion mit der Los Angeles Times und Salesforce-Gründer Marc Benioff mit der Übernahme des Time Magazine. Allerdings ist bei Musks Deal etwas anders. Bei Twitter handelt es sich um ein globales Kommunikationsnetzwerk und nicht „bloß“ um eine Zeitung.
Motiv Meinungsfreiheit oder Machtinstrument?
Im Vergleich zu den anderen Tech-Größen übernimmt Musk damit die Kontrolle über ein global meinungsbildendes Medium. Das Motiv hinter der Übernahme schildert Musk dabei selbst ganz klar: Nicht weniger als die Rede- und Meinungsfreiheit ausbauen und damit die Demokratie schützen. Das ist die Motivlage des Mannes, der auf Twitter bereits in der Vergangenheit polarisierte wie kaum ein anderer und damit enormen Einfluss auf die reale Welt ausübte.
Ob nun Tweets zu seinem Unternehmen Tesla, die Kursbewegungen im Milliardenbereich auslösten oder Äußerungen, die den Wert von Kryptowährungen befeuerten. Gleichzeitig nutzt Musk die Plattform immer wieder für eigene Äußerungen, die sich an der Grenze des guten Geschmacks bewegen.
Hinzu kommt, dass es Musk selbst scheinbar auch nicht immer so ernst mit der Meinungsfreiheit nimmt. Immerhin war er es, der die Presse von der Eröffnung der Tesla-Gigafactory in Brandenburg aussperrte. Zudem wollte er auch Pressetermine nahe des Standorts verbieten lassen. Meinungsfreiheit, Redefreiheit und Demokratieschutz stehen hier durchaus in einem ambivalenten Verhältnis.
„Ich hoffe, dass selbst meine schlimmsten Kritiker auf Twitter bleiben“
Mancher Kritiker fürchtet gar, dass Musk den bereits seit dem Sturm auf das Kapitol gesperrten Ex-US-Präsidenten Donald Trump zurück zu Twitter holen könnte. Das zumindest gilt als unwahrscheinlich, zumal Trump sich laut eigener Aussage auf sein eigenes soziales Netzwerk Truth Social konzentrieren möchte. Grundsätzlich stellt sich also die Frage, worum es Elon Musk mit der Übernahme wirklich geht.
Im Angesicht der Tatsache, dass viele soziale Netzwerke „unliebsame“ Äußerungen sehr restriktiv behandeln, scheint zumindest die Wahrung der Meinungsfreiheit durchaus als mögliches Motiv. Das unterstreicht Musk mit einem weiteren Tweet: „Ich hoffe, dass selbst meine schlimmsten Kritiker auf Twitter bleiben werden, das ist es nämlich, was Meinungsfreiheit ausmacht.“ Die nächsten Monate und Jahre werden also zeigen, ob es Musk um Meinungsfreiheit oder um ein Machtinstrument geht.