Beim Marktplatz „Allyouneed.com“ der Deutschen Post DHL gehen die Lichter aus. Wie DHL Paket seinen Marktplatz-Partnern in einer E-Mail ankündigte, wird das Portal zum Ende dieses Jahres eingestellt. Auch das lokale Pendant in Bonn, Allyouneed City, wird geschlossen. Nicht von der Schließung betroffen ist der Online-Supermarkt „AllyouneedFresh“, an dem die Deutsche Post DHL mehrheitlich beteiligt ist. Bis auf den gleichen Markennamen bestehe kein Zusammenhang, außerdem sei das Konzept von AllyouneedFresh ein anderes und die Plattform werde vom Unternehmen selbst betrieben, teilte der Konzern mit.
DHL-Manager verneint Druck von Großkunde Amazon
Acht Jahre lang hatte die Deutsche Post DHL mit dem E-Commerce-Startup versucht, Gewinne einzufahren. Profitabel war die Plattform allerdings nie. 2010 war der Marktplatz unter dem Namen „Mein Paket“ gestartet, später in Allyouneed.com umgetauft worden. Der Bonner Ableger war seit vergangenem Jahr als Pilotprojekt aktiv. In beiden Fällen bieten Einzelhändler ihre Produkte zum Verkauf an, den Transport zum Kunden übernimmt anschließend DHL. Überregional habe Allyouneed.com rund fünf Millionen registrierte Kunden, die Waren von mehr als 3.000 Händlern erwerben können. Auch in Bonn sei der Dienst mit 167 Händlern gut angenommen worden, wie DHL-Manager Achim Dünnwald dem Bonner General-Anzeiger mitteilte.
Als Grund für die Einstellung nannte Dünnwald gegenüber der Zeitung den zu hohen Aufwand für Werbung, um Händler und Kunden zu gewinnen sowie das Angebot zu skalieren. Dies sei nichts, wofür der Konzern in Zukunft sein Geld ausgeben wolle, so der Manager weiter. Der Fokus liege in Zukunft vielmehr auf der Logistik. Druck vonseiten des DHL-Großkunden Amazon verneinte Dünnwald. Mit Allyouneed.com habe man in den vergangenen Jahren eine wertvolle E-Commerce-Expertise aufgebaut und zudem ein tiefes, branchenspezifisches Verständnis für den Online-Handel gewonnen, ergänzte Unternehmenssprecher Dirk Klasen. Nun sei es jedoch an der Zeit, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren – wozu der Betrieb eines Online-Marktplatzes nicht gehöre.
Verkauf der überregionalen Plattform denkbar
Bis zum Ende des Jahres soll der Betrieb auf Allyouneed.com noch wie gewohnt weiterlaufen. Wie DHL-Manager Dünnwald im Gespräch mit dem Bonner General-Anzeiger weiter mitteilte, könne sich das Unternehmen einen Verkauf der überregionalen Plattform an einen Interessenten vorstellen. Beim Bonner Ableger sei ein Weiterbetrieb jedoch sehr unwahrscheinlich. Auch einen Start vergleichbarer Dienste in der Zukunft wollte das Unternehmen nicht ausschließen. Dies könne dann allerdings nur zusammen mit Partnern geschehen, die als Plattformbetreiber auftreten. „Wir haben alle Erfahrungen gesammelt, die wir benötigen, wenn wir zukünftig für solche Kooperationen zwischen Einzelhandel und E-Commerce logistische Lösungen anbieten sollen“, so Dünnwald.