Die Einführung der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hat für Unternehmen viel verändert. Gerade erst laufen unter anderem in Frankreich Prozesse mit Millionen-Geldbußen gegen Internetriesen wie Amazon und Google, die gegen die neuen Cookie-Richtlinien verstoßen haben.
Umso höher stehen gerade bei Klein- und Mittelunternehmen ohne eigene Spezialisten Cookie-Experten im Kurs. Ein großer Player auf dem deutschen Markt ist Usercentrics – dabei sehen Investoren so viel Potenzial, dass sich das deutsche Start-up nun die bisher größte Finanzierungsrunde sichern konnte.
Zunehmender Konflikt zwischen Datenschutz und Dienstleistung
In einer Gesellschaft, in der digitale Geschäftsmodelle immer wichtiger werden, besteht ein zunehmender Konflikt zwischen dem Datenschutz und dem Rahmen der Dienstleistung. „Es ist eine Gratwanderung zwischen dem Datenschutz und den neuen digitalen Geschäftsmodellen“, so Usercentrics-Gründer Mischa Rürup.
Dass die Nachfrage seitens der Unternehmen besteht, zeigt allein die Umsatzentwicklung von Usercentrics. Laut den Schätzungen von Branchenexperten hat sich der Umsatz allein innerhalb der vergangenen zwölf Monate fast verfünffacht und liegt nun im zweistelligen Millionenbereich. Kein Wunder, immerhin konnte Usercentrics im ausgehenden Geschäftsjahr bereits Kunden wie den Bekleidungsgiganten Zalando und die Luxusauto-Marke Porsche für sich gewinnen.
17 Millionen Euro in B-Finanzierungsrunde
So kommt auch das Ergebnis der kürzlich abgeschlossenen Series-B-Finanzierungsrunde nicht überraschend. Unter dem Strich stehen 17 Millionen Euro. Diese stammen unter anderem aus der Tasche des Venture-Capital-Fonds „Full In Partners“, der als Leadinvestor auftritt. Hinzu kommen weitere Engagements der bereits beteiligten Investoren Cavalry Ventures, Reimann Investors sowie Alstin Capital von Carsten Maschmeyer.
„Nutzer sind mit Daten freigiebig, wenn der Mehrwert stimmt“
Die Gründer Mischa Rürup, Lisa Gradow und Vinzenz Ellissen wollen „Weltmarktführer im Einwilligungsmanagement“ werden. Umsetzen wollen dies die Gründer des vor zwei Jahren gegründeten Unternehmens aber nicht mit einer Flut an Einwilligungen. Die Lösung von Usercentrics ist eine intelligente Softwarelösung, mit denen Unternehmen und Webseitenbetreiber die Besuchereinwilligungen technisch einholen, managen und prüfsicher dokumentieren können.
Derzeit verarbeitet das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als eine Milliarde Einwilligungen pro Tag. Wie Rürup betont, sei es wichtig, eine clevere Lösung zu finden, welche die Interessen von Nutzern und Betreibern bedient. Es sei nämlich so, dass viele Nutzer gerne die Einwilligung zum Tracking gäben – jedenfalls dann, wenn der Mehrwert stimme. „Dann können die Unternehmen auch viel gezielter mit den Daten arbeiten“, so Rürup weiter.
Usercentrics plant weitere Expansion
Am Ende seines Weges sieht sich der 39-jährige Rürup noch längst nicht angekommen. Immerhin möchte er mit Usercentrics mit Hilfe der Millionen aus der Finanzierungsrunde groß in den Vereinigten Staaten investieren. Einen Fuß hat man dort mit einer maßgeschneiderten Lösung für das kalifornische Datenschutzgesetz CCPA immerhin schon in der Tür.
Als Erfolgsfaktor macht Rürup in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ nicht nur das Produkt an sich aus. Auch die Vertriebs-Expertise von Investor Carsten Maschmeyer habe viele Türen geöffnet. Das Vertrauen in Usercentrics und den Gründer scheint jedenfalls seitens der Investoren zu stimmen. „Dank seiner strategischen Herangehensweise glauben wir, dass Usercentrics einer der wenigen europäischen Player sein kann, die den wichtigen US-Markt für sich gewinnen werden“, so Ulrich Bergmoser als Vertreter von Reimann Investors.