Die deutsche Influencer-Marketing-Branche erhält bald die Gelegenheit, sich bundesweit in festen Strukturen zu organisieren. In Berlin soll in wenigen Tagen der „Bundesverband Influencer Marketing“ (BVIM) gegründet werden und künftig als Sprachrohr der Beteiligten fungieren. In der Branche wird die Idee größtenteils positiv aufgenommen. Es gibt aber auch Kritik.
BVIM: Unabhängige Interessenvertretung für die Branche
Für die Gründung ist Stefan Doktorowski verantwortlich, der künftig als Vorstandsvorsitzender des BVIM tätig sein will. Der 33-Jährige ist Mitgründer der Agentur Martensgarten und mit dieser selbst im Influencer Marketing tätig. Mit an Bord sind eine Reihe weiterer Vertreter der Branche, die sich als Führungspersonen diverser Agenturen einen Namen gemacht haben. Zu den Gründungsmitgliedern zählen unter anderem Daniel Horzetzky, Gründer von Brandkizz, Niklas Heinen, CEO bei Influencer DB, Phillip John, Co-Gründer bei Reachhero, und Ben von Martens, der gemeinsam mit Doktorowski Martensgarten führt.
Ziel des BVIM, der in wenigen Tagen offiziell gegründet werden soll, ist es, eine unabhängige Interessenvertretung für die Branche zu schaffen. Laut Doktorowski sollen Themen wie die Werbekennzeichnung, Rundfunklizenzgebühren und Künstlersozialkasse in Angriff genommen werden. Gleichzeitig will man eine objektive Stimme gegenüber wirtschaftlich und gesellschaftlich relevanten Institutionen bieten, aber auch innerhalb der Branche für mehr Sicherheit sorgen, indem beispielsweise Standards etabliert und Lösungen für gemeinsame Herausforderungen gefunden werden.
Branchenvertreter sehen Chancen und Probleme
Nach Ansicht der Unterstützer bietet der BVIM große Chancen, etwa bei der Schaffung von Transparenz und Messbarkeit oder im Austausch mit Behörden, aber auch bei internationalen Kontakten. Noch kann der junge Verband aber nicht alle überzeugen. Oguz Yilmaz, Chef der Agentur Whylder, kritisierte, dass im BVIM bisher ausschließlich Agenturen und keine Influencer vertreten sind. Es bestünde deshalb die Gefahr, dass die Vermarkter ihre Interessen über die der Künstler stellen. „Vielleicht braucht es noch mal einen separaten Verband der Influencer, vielleicht braucht es aber auch nur einen breiter aufgestellten BVIM. Oder nichts von Beidem“, so der 26-Jährige, der als Mitglied des Comedy-Trios „Y-Titty“ selbst zu den erfolgreichsten deutschen Youtubern zählte.